22. Mai 2013

 

In der letzten Zeit häufen sich Kundenanfragen zu Perchlorat in Desinfektionsmitteln. Hintergrund sind zwei Stellungnahmen: zum einen vom Bundesverband Naturkost Naturwaren e.V. und zum anderen vom Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V., in denen als Quelle für Perchlorat Desinfektionsmittel auf Basis von Hypochlorit nicht ausgeschlossen wird.

Hintergrund ist, dass hypochlorithaltige Systeme als Nebenbestandteil Chlorat enthalten. Chlorat kann theoretisch zu Perchlorat oxidiert werden. Hierzu ist allerdings das Erhitzen von Chloraten oder die Elektrolyse von Chloratlösungen nach der wissenschaftlichen Literatur ( z.B. Römpp) erforderlich. Ebenso bestätigt das Standardwerk von M. Pourbaix (Atlas of Electrochemical Equilibria) die Abwesenheit der höchst oxidierten Spezies Perchlorat in Bleichlaugen. Detaillierter wird hier ausgeführt, dass dieser Prozess eine Temperatur von ca. 350 Grad oder eine Elektrolyse unter bestimmten Bedingungen, wie hohe Chloratkonzentration, niedrige Temperatur und extrem hohe Spannung fordert. Auch das von den Chlorproduzenten erstellte und zurzeit sich im Genehmigungsprozess der europäischen Biozidwirkstoffzulassung befindliche Dossier über Hypochlorit listet verschiedene Nebenprodukte in Chlorbleichlauge zum Einsatz als Desinfektionsmittel aus, aber kein Perchlorat. Das in Chlorbleichlauge enthaltene Chlorat ist selber ein starkes Oxidationsmittel und die Oxidierung anderer Stoffe oder Mikroorganismen, ist die bevorzugte Reaktion bei der Anwendung.

Hervorzuhaben ist noch, dass im Bereich der Anwendungen oder der Lagerhaltung es besonders wichtig ist, Chlorbleichlauge nicht zu lange zu lagern, bevorzugt bei kühleren Temperaturen im Dunkeln. Auch sollten die Lagertanks und Leitungen für Chlorbleichlauge möglichst aus Kunststoffmaterial gefertigt sein, da Spuren von Schwermetallen die Zersetzung von Chlorbleichlauge extrem beschleunigen können. Ebenso sollten Lagertanks regelmäßig entleert und durchgespült werden.

Bei allen Desinfektionsmaßnahmen mit natriumhypochlorithaltigen Lösungen im Bereich der Lebensmittelhygiene ist auch darauf zu achten, dass keine direkte Behandlung von Lebensmitteln empfohlen wird und dass bei Behandlung mit Lebensmittelkontaktflächen ein Nachspülen mit klarem Wasser erforderlich ist. Wenn die oben geschriebenen Bedingungen eingehalten und entsprechend gearbeitet, ist uns bisher kein Fall von Perchloratkontamination von Lebensmitteln bekannt.

Bekannt sind allerdings Untersuchungen aus den USA aus dem Bereich der Trinkwasserdesinfektion in Wasserbehandlungsanlagen, wo diese Bedingungen nicht eingehalten wurden und wo überalterte Chlorbleichlaugen zu messbarem Perchloratkonzentrationen allerdings auch nur im Bereich ppb (parts per billion) führen kann.

Deshalb kann aus unserer Sicht festgehalten werden, dass der Einsatz von natriumhypochlorithaltigen Reinigern oder Desinfektionsmitteln zur Desinfektion von Oberflächen auch im Bereich für Lebensmittelhygiene als sicher und risikolos angesehen werden kann.

 

gez. Dr. Faubel, Geschäftsführer