Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizien (BAuA) arbeitet derzeit an Maßnahmen, um die Verwendung von Fluorcarbonharz-Verbindungen in Wasch- und Reinigungsmitteln zu verbieten. Der Grund: Die Verbindungen können durch die falsche Entsorgung von Restflotten in Industrie und Wäschereibetrieben in die Umwelt gelangen. Das Problem: Fluorcarbonharz wird unter anderem zur Imprägnierung von Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) von Feuerwehrmännern, Medizinern etc. verwendet. Eine Alternative gibt es noch nicht. Ohne diese Verbindungen kann der Schutzfaktor der Berufskleidung nicht mehr gewährleistet werden.

PSA mit Imprägnierung

Persönliche Schutzausrüstung soll den Träger vor Gefahren in seinem Arbeitsumfeld schützen. Entsprechend muss sie die strengen Richtlinien der europäischen PSA-Verordnung einhalten, um durch eine spezielle Beschaffenheit optimalen Schutz zu bieten. Die prominentesten Beispiele hierfür sind:

  • DIN EN 14325 – Schutzkleidung gegen Chemikalien
  • DIN EN 13795 – Textile Medizinprodukte im OP
  • DIN EN 469 – Schutzkleidung für die Feuerwehr

So besteht eine Feuerwehrschutzkleidung aus mehrlagigen Membrantextilien, um den Träger einerseits vor Flammen zu schützen, gleichzeitig aber auch (Lösch-)Wasser, Kraftstoffe und andere Chemikalien vom Körper fernzuhalten. Wenn die Imprägnierung fehlt, dann verliert die PSA ihren flüssigkeitsabweisenden Schutz. Die Kleidung wird nass und ist nicht mehr atmungsaktiv. Gleichzeitig verliert sie ihre wärmeisolierende Wirkung. Dadurch steigt die Temperatur im Inneren der PSA stark an. Berufskleidung ohne Imprägnierung ist für Einsatzkräfte der Feuerwehr ebenso gefährlich wie beispielsweise für medizinisches Personal, das sich nicht mehr ausreichend vor Körperflüssigkeiten der Patienten schützen kann.

Fluorcarbonharz stellt Schutzfunktion wieder her

Damit die Imprägnierung von Arbeitsschutzkleidung auch nach vielen Waschgängen nicht verloren geht, fügen die Hersteller von Wasch-, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln ihren Produkten Fluorcarbonharz-Verbindungen bei. Diese Produkte werden ausschließlich an professionelle Anwender verkauft, zum Beispiel professionelle Textilleasing-Unternehmen, gewerbliche Lohnwäschereien und Textilreinigungen. Das Fluorcarbonharz wird nach der Wäsche als Imprägnierung auf die nassen Textilien aufgetragen, um die ursprüngliche Schutzfunktion wiederherzustellen. Somit ist die PSA je nach Bedarf wieder wasser-, öl-, schmutz- und chemikalienabweisend.

Keine Alternativen zu Fluorcarbonharz

Seit zwei Jahrzehnten forschen Textil- und Chemieinstitute auf der ganzen Welt gemeinsam mit den entsprechenden Industriezweigen nach Alternativen zu Fluorcarbonharzen, insbesondere zur sogenannten C8-Chemie – Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonsäure (PFOS). Bisher ohne Erfolg. Fluor-freie Alternativen sind nicht so waschbeständig und nicht so effektiv wie Fluorcarbonharz-Verbindungen. Außerdem schützen sie den Träger nur vor Wasser und wässrigen Chemikalien wie Säuren. Ölige Flüssigkeiten, organische Lösungsmittel und weitere Flüssigkeiten mit niedriger Oberflächenspannung können von einer fluor-freien Imprägnierung nicht abgehalten werden. So bietet eine Paraffin-Imprägnierung keinen Schutz gegen Kraftstoffe oder diverse organische Chemikalien. Ähnlich sieht es mit Silikon-Imprägnierungen aus. Eine Beschichtung aus strukturgebenden Nanopartikeln (Lotuseffekt) hält dem mechanischen Abrieb und der industriellen Wäsche nicht stand. Ein Blick auf das Periodensystem der Elemente verrät: Fluor ist das einzige Element, welches die niedrige Oberflächenenergie erzeugt, die zur Abweisung von kritischen und gesundheitsgefährdenden Substanzen erforderlich ist.

Richtige Anwendung schont die Umwelt

Ein Verbot von Fluorcarbonharzen in Produkten zur Wiederaufbereitung von persönlicher Schutzausrüstung ist keine praktikable Lösung. Eine mögliche Folge wäre die Herstellung entsprechender Wasch-, Reinigungs- und Desinfektionsmittel mit Fluorcarbonharzen außerhalb der EU. Hier wäre die Überwachung von Produktion und Transport noch schwieriger, sodass sich die Umweltproblematik nur an einen anderen Ort verschieben würde. Stattdessen ist der verantwortungsvolle Umgang mit Fluorcarbonharzverbindungen, hinsichtlich der empfohlenen Anwendung und Entsorgung, durch die Nutzer der einizg wirkungsvolle Weg, um eine Beeinträchtigung der Umwelt zu verhindern. Dafür existieren detaillierte Ausarbeitungen, zum Beispiel von Fluoro Council. So sollen die Ausrüstungsflotten möglichst wiederverwendet werden, um immer nur einen Zusatz zur Herstellung der alten Konzentration zu dosieren. Falls das nicht geht, kann die Ausrüstungszeit entsprechend angepasst werden. Nicht wiederverwendbare Flotten sollten nicht über den Wasserpfad entsorgt werden. Ein Verbraucherrisiko bei wasser- und schmutzabweisenden Bekleidungstextilien besteht laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im Übrigen nicht.