Die Hygiene der Hände gehört zu den wichtigsten Maßnahmen bei der Verhütung von Infektionen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Im Arbeitsalltag stehen die Hände des Personals ständig in Kontakt mit Patienten und Gegenständen – so können Krankheitserreger übertragen werden. Umso bedeutender ist die richtige Anwendung der Händedesinfektion als fester Bestandteil im Hygienekonzept und Arbeitsablauf. Hier werden die wichtigsten Regeln zur effektiven Händehygiene noch einmal aufgefrischt.

Ziele der Händehygiene

Natürlich soll durch das Händewaschen und Desinfizieren in erster Linie verhindert werden, dass sich Infektionen weiter ausbreiten. Doch die hygienischen Maßnahmen haben auch noch andere Ziele:

  • Schutz vor der Verbreitung von Kontaminationen der Haut,
  • Entfernung und/oder Abtötung von vorübergehenden (transienten) Mikroorganismen,
  • Reduktion der dauerhaft vorhandene (residenten) Hautflora,
  • Entfernung von Verschmutzungen,
  • Schutz und Pflege der Hände.

Voraussetzungen für effektive Hygiene

  1. An den Händen und Unterarmen sollten sich keine Schmuckstücke, Uhren, Ringe oder andere Arten von Schmuck befinden.
  2. Nur eine gepflegte und intakte Haut ist sicher desinfizierbar. Deshalb sind Hautschutz und regelmäßige Hautpflege Pflicht.
  3. Desinfektionsmittel sollten immer in der Nähe des Anwenders stehen und für das Personal jederzeit erreichbar sein. Wandspender, Bettgestell-Halterungen, Kittelflaschen und andere Applikationssysteme sorgen für ausreichend Hygiene-Produkte im Arbeitsumfeld.

Die richtige Ausstattung am Waschplatz

Auch das richtige Betätigen eines Desinfektionsmittel-Spenders muss gelernt sein, um einwandfreie Hygiene zu gewährleisten. Beim Kontakt mit Spendern, Waschlotionen, Desinfektionsmittel-Flaschen und an den Waschplätzen besteht vermehrt die Gefahr zur Übertragung von Krankheitserregern. Um dies zu verhindern sind Berührungen zu vermeiden. Eine entsprechende Waschplatz-Ausstattung muss ohne Handkontakt bedienbar sein:

  • Leicht erreichbare Waschgelegenheit und Spender.
  • Waschbecken mit Kalt- und Warmwasser (z. B. Einhebelmischbatterien).
  • Je ein Spender für Händedesinfektion und Waschlotion. Seifenstücke sind nicht zulässig.
  • Zusätzliche Spender oder Tuben für Hautschutz und Hautpflege.
  • Bedienung der Wasserhähne und Spender mittels Fuß, Ellenbogen oder Sensortechnik.
  • Die Spender sollten leicht zu reinigen und zu desinfizieren sein. Spender für Waschlotionen und Hautpflegemittel müssen vor jedem Befüllen entleert, desinfiziert und gründlich gereinigt werden. Besonderes Augenmerk sollte hierbei auf die Dosiervorrichtung gelegt werden. Für die Anwendung von Waschlotionen und Desinfektionsmitteln eignen sich Einmalflaschen.
  • Handtuchspender mit Einmaltüchern.

Vier Maßnahmen für saubere Hände im Krankenhaus

1. Hygienische Händedesinfektion

Mit einer hygienischen Händedesinfektion soll in erster Linie die transiente Hautflora eliminiert werden. Diese Maßnahme verhindert das Übertragen von Mikroorganismen von einem Patienten auf den anderen. Entsprechend häufig muss daher die hygienische Händedesinfektion durchgeführt werden:

  • vor und nach dem Kontakt mit Patienten,
  • vor Tätigkeiten in einem sterilen Umfeld,
  • nach dem Kontakt mit potenziell infektiösen Materialien,
  • nach dem Kontakt mit der unmittelbaren Patientenumgebung.

Bei der hygienischen Händedesinfektion wird das Desinfektionsmittel in alle Bereiche der Hand eingerieben. Hier ist besonders darauf zu achten, dass Handgelenke, Daumen, Fingerspitzen und Fingerzwischenräume dauerhaft mit dem Desinfektionsmittel benetzt sind. Der Vorgang wird entsprechend der vom Hersteller empfohlenen Einwirkzeit fortgesetzt.

Welches Desinfektionsmittel ist das richtige?

Anwenderinnen und Anwender sollten sich über die Wirksamkeit geeigneter Desinfektiosmittel vorab informieren. Über die Viruswirksamkeit von Präparaten im Gesundheitswesen gibt unter anderem die IHO-Desinfektionsmittelliste Auskunft. Bei behördlich angeordneten Entseuchungen sind RKI-gelistete Produkte zu verwenden.

2. Chirurgische Händedesinfektion

Mit einer chirurgischen Händedesinfektion soll die transiente Hautflora zerstört und die residente Hautflora reduziert werden. Diese Maßnahme wird vor allen operativen Eingriffen durchgeführt. Zwar stecken die Hände des Chirurgen bei der Operation in sterilen OP-Handschuhen, aber die chirurgische Händedesinfektion verhindert eine Übertragung der Keime über den Handschuhschaft. Für eine effektive Händedesinfektion müssen die Fingernägel kurz und rund geschnitten sein und es darf keine Nagelbettverletzung vorliegen. Bei Bedarf gibt es desinfizierte Kunststoffbürsten speziell für die Reinigung der Fingernägel.

Die Anwendung der chirurgischen Händedesinfektion erfolgt in vier Schritten:

  1. Das Händedesinfektionsmittel in die trockene, gereinigte Hand gegeben. Der Spender wird dabei mit dem Ellenbogen betätigt.
  2. Hände sowie Unterarme bis zum Ellenbogen mit Desinfektionsmittel einreiben. Dabei sicherstellen, dass die gesamten Handflächen mit Desinfektionsmittel benetzt sind.
  3. Hände und Unterarme über die empfohlene Einwirkzeit des Herstellers hinweg mit Desinfektionsmittel einreiben und feucht halten.
  4. Hände während und nach dem Einreiben über Ellenbogenniveau halten. Die Hände müssen vor dem Anlegen der OP-Handschuhe trocken sein.

Erst Hände waschen oder erst desinfizieren?

Im Routinefall kann auf die traditionell durchgeführte Waschphase vor einer chirurgischen Händedesinfektion verzichtet werden. Bei optisch sauberen Händen ist das Händewaschen nicht mehr generell erforderlich. Der Grund: Das Händewaschen reduziert die Wirkung der alkoholischen Desinfektionsmittel und hat dadurch eher einen gegenteiligen Effekt. Vor Dienstbeginn ist das Händewaschen jedoch weiterhin Pflicht, da die Alkohole aus den Desinfektionsmitteln nur unzureichend gegen Bakteriensporen wirken.

3. Händewaschung

Unter einer Händewaschung versteht man das Waschen der Hände mit Wasser und Waschlotion. Vor und nach der Arbeit ist das Händewaschen als Hygiene-Maßnahme ausreichend. Aber in den meisten Situationen im Krankenhaus-Alltag ist eine hygienische Händedesinfektion mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel der Händewaschung vorzuziehen. In folgenden Fällen reicht das Händewaschen jedoch aus:

  • vor Arbeitsbeginn und nach Arbeitsende,
  • wenn die Hände erkennbar verschmutzt sind,
  • wenn die Hände Sporenbildnern ausgesetzt sind,
  • nach dem Toilettengang,
  • bei verschwitzten oder klebrigen Händen.

Die Anwendung der Händewaschung erfolgt in fünf Schritten:

  1. Hände mit lauwarmem Wasser befeuchten.
  2. Waschlotion mittels Spender oder Dosierpumpe entnehmen und mit Wasser aufschäumen.
  3. Mit einer weichen Bürste unter den Fingernägeln reinigen – falls erforderlich.
  4. Hände sorgfältig abspülen, um Reste der Waschlotion zu entfernen.
  5. Feuchte Hände mit einem Handtuch zum einmaligen Gebrauch gründlich abtrocknen.

Beim Waschvorgang sind folgende Punkte zu vermeiden:

  • Benutzung von heißem Wasser: entfernt den hauteigenen Fettfilm.
  • Intensive Behandlung mit der Bürste: schädigt die epidermalen Hautschichten.
  • Benutzung von Seife: zerstört den natürlichen Säureschutzmantel der Haut.
  • Übermäßig langes Waschen.
  • Unzureichendes Abspülen der Waschlotion.
  • Verwendung von zu harten Einmalhandtüchern.
  • Ungenügendes Abtrocknen nach dem Waschen.

Erst Hände waschen oder erst desinfizieren?
Bei einer notwendigen Kombination aus beiden Verfahren – etwa bei einer potenziellen Kontamination mit Clostridium difficile-Sporen – sollte die Händewaschung immer nach der Desinfektion erfolgen. Außer bei stark verschmutzten Händen – dann müssen diese durch das Händewaschen erst einmal vom groben Dreck befreit werden, damit die Desinfektion Wirkung zeigt. Bei einer punktuellen Verschmutzung empfiehlt das Robert-Koch-Institut (RKI) die Vorbehandlung mit einem in Händedesinfektionsmittel getränkten Papierhandtuch, Zellstoff oder ähnlichem, bevor die hygienische Händedesinfektion erfolgt.

4. Hautpflege & Hautschutz

Hautpflege ist wichtig, um die Haut gesund zu halten und somit eine optimale Wirkung des Desinfektionsmittels gewährleisten zu können. Die besten Zeiten zur Hautpflege sind vor Arbeitsbeginn, in den Pausen und nach der Arbeit. Wenn nötig auch öfter, denn eine gesunde Haut ist die Grundlage für effektive Händehygiene. Dabei ist das Ausmaß der erforderlichen Pflege auch abhängig vom Hauttyp und der Jahreszeit.

Ziel des Hautschutzes ist es, den Kontakt zwischen Schadstoffen und der Haut zu verhindern. Auch Schutzhandschuhe zählen zu diesen Hygiene-Maßnahmen. Hautschutz kommt vor Arbeitsbeginn, vor bzw. während hautbelastender Tätigkeiten, vor dem längeren Tragen von Handschuhen und nach Pausen zum Einsatz.

Die Anwendung von Hautpflege bzw. Hautschutz erfolgt in drei Schritten:

  1. Damit aus hygienischer Sicht alles mit rechten Dingen zugeht, sollte das Pflegeprodukt aus einem Wandspender, mittels Dosierpumpe oder aus einer Tube entnommen werden.
  2. Das Produkt zur Hautpflege bzw. zum Hautschutz auf den Handrücken der sauberen, trockenen Hände auftragen.
  3. Erst die Handaußenflächen, dann die Innenflächen eincremen. Dabei die Fingerzwischenräume und Nagelbetten nicht vergessen.

Die hygienische Verwendung von medizinischen Einmalhandschuhen

Bei vorhersehbarem Kontakt mit Krankheitserregern oder Körperausscheidungen sind Schutzhandschuhe anzuziehen. Vor und nach jedem Anlegen der Handschuhe ist eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen, da Handschuhe keinen sicheren Schutz vor Kontamination bieten. Eine Hand mit Handschuh sollte nur in Ausnahmefällen desinfiziert werden, zum Beispiel um einen häufigen Handschuhwechsel zu vermeiden. Dafür müssen jedoch folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • ein Nachweis für die Desinfizierbarkeit der Handschuhe,
  • kein vorangegangenes Perforationsrisiko,
  • keine Kontamination mit Blut etc.,
  • keine erhöhte Kontaminations-Wahrscheinlichkeit mit Viren oder multiresistenten Erregern.

Entstehung & Vermeidung von Hautirritationen

Es besteht der allgemeine Verdacht, dass alkoholische Händedesinfektionsmittel der Haut schaden und trockene Hände verursachen. Doch diese Sorge ist unbegründet. Zwar werden beim Desinfizieren Hautfette gelöst, aber zugleich auch wieder in die Haut eingerieben. Die Inhaltsstoffe in alkoholischen Desinfektionsmitteln können rückfettende Substanzen enthalten und ersetzen teilweise fehlende Hautfette.

Anders sieht es beim Händewaschen aus. Langes und häufiges Waschen zerstört die schützende Funktion der Hornschicht. Dadurch werden hauteigene Fette gelöst und weggewaschen. Außerdem ist keine antimikrobielle Wirkung gegeben. Das kann langfristig zu rissiger oder schuppiger Haut führen, die ideale Nischen für Mikroorganismen bietet und ein Hygienerisiko darstellt. Richtig eingesetzter Hautschutz und regelmäßige Hautpflege können dagegen helfen.

Diese Tätigkeiten schaden der Haut:

  • langes und häufiges Händewaschen,
  • Haut bürsten oder scheuern,
  • langes Tragen von Handschuhen,
  • direkter Hautkontakt mit reizenden oder ätzenden Produkten.