Die Corona-Pandemie stellt die Hersteller von professionellen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln vor besondere Herausforderungen. Die Geschäftsstelle des IHO hat sich bei Mitgliedsunternehmen erkundigt, wie sich die Nachfrage nach Reinigungs- und Desinfektionsmitteln seit Beginn der Krise entwickelt hat, welche Maßnahmen in den Firmen ergriffen wurden und welche Themen bei Kunden im Vordergrund stehen.  

Sprunghaft gesteigerte Nachfrage nach Desinfektionsmittel

Die Nachfrage nach Desinfektionsmittel und Equipment hat sich bei den Mitgliedern des IHO seit Beginn der Pandemie je nach Produkt und Industriesegment verdoppelt bis verzehnfacht. Zunächst ist der Bedarf nach Händedesinfektionsmitteln sprunghaft gestiegen, mit zunehmender Dauer der Pandemie ist auch eine gesteigerte Nachfrage nach Flächendesinfektionsmitteln zu verzeichnen. Ein besonderer Fokus gilt den alkoholischen und schnell wirkenden Desinfektionsmitteln. Da die gesamte Wertschöpfungskette von der Corona-Krise getroffen ist, war eine systematische Priorisierung notwendig. Das Ungleichgewicht zwischen extrem gestiegenen Bedarfen und knappen Rohstoff Ressourcen musste austariert werden. Von Anfang an hatte die Versorgung des Gesundheitswesens absolute Priorität. Es wurden bereits sehr früh seitens der Hersteller entsprechende Priorisierungen zur Absicherung der Lieferfähigkeit für Bestandskunden im Gesundheitswesen vergeben.

“Der Notwendigkeit einer Versorgungssicherheit für systemrelevante Bereiche muss eine Produktionsplanungssicherheit gegenübergestellt werden. Dies ist ein Kraftakt für alle produzierenden Unternehmen in der gesamten Lieferkette“, sagt Markus Häfner, Geschäftsführer Tana-Chemie GmbH.

Gesteigerte Rohstoffpreise und die Verfügbarkeit von Packmitteln stellten einige Hersteller hierbei vor Herausforderungen:

„Die Komplexität der Bereitstellung von Desinfektionsmitteln über die Beschaffung von knappen Rohstoffen und Verpackungsmittel bis zur Distribution zum Kunden hat deutlich zugenommen. Kreativität und schnelle Reaktionen waren aus allen Bereichen des Unternehmens gefordert, um die Kundenbedürfnisse und das gestiegene Bedarfsvolumen zu bediene,“ sagt Laura-Maria Rullàn Lemke, Marketingleiterin, BUDICH Gruppe // KLEEN PURGATIS.

Umfangreiche Krisenmassnahmen bei den Herstellern von Desinfektionsmitteln

Neben der teils eingeschränkten Verfügbarkeit sowie signifikanten Preisanstiegen von Rohstoffen und Packmitteln, stehen und standen die IHO-Mitgliedsunternehmen vor zahlreichen Herausforderungen. Um die gesteigerte Nachfrage nach Desinfektionsmitteln bestmöglich decken zu können, waren Anpassungen in allen Unternehmensbereichen notwendig. Die Betriebe haben zusätzliche Schichten eingeführt und teils in Nachtschichten gearbeitet. Kritischen Prozesse und Abteilunge wurden identifiziert und für höchst mögliche Sicherheit der Mitarbeiter und Kunden gesorgt. Reisetätigkeiten wurden weitestgehend eingestellt wo es möglich war. Home-Office wurde für Verwaltungs- und Managementmitarbeiter eingeführt um alle Mitarbeiter bestmöglich zu schützen.

„Aufgrund des starken Überhanges der Nachfrage über die Produktverfügbarkeit, priorisieren wir unsere Lieferungen für Systemrelevante Bereiche, wie Krankenhäuser/Altenheime/Nahrungsmittelindustrie und unterscheiden zwischen Bestands- und Neukunden. Darüber hinaus versuchen wir sogenannte Hamsterkäufe zu unterbinden, in dem wir die Liefermengen und dem normalen Ordervolumen zuzüglich Corona-Aufschlag orientieren,“ berichtet Christian Shawa, Country Manager, Ecolab Deutschland GmbH.

Desinfektionsmittel essentiell um Gesundheitsversorgung aufrecht zu erhalten

In der ersten Phase der Corona-Pandemie, stand die Versorgung des Gesundheitswesens mit Desinfektionsmitteln im Fokus, um die Gesundheitsversorgung in Deutschland bestmöglich aufrecht zu erhalten. Hände- und zielgerichtete Flächendesinfektion mit Produkten mit mindestens begrenzt viruzider Wirksamkeit sind laut dem Robert-Koch-Institut gegen das neuartige Coronavirus (SARS-CoV-2) geeignet, um die Infektionsketten zu unterbrechen und so die Ausbreitung von Infektionen zu reduzieren.

Insbesondere im Gesundheitswesen ist die regelmäßige Reinigung und Desinfektion von Händen und Oberflächen vor allem im Umgang mit Corona-Patienten unerlässlich, um das Fachpersonal und die Patienten zu schützen und die Gesundheitsversorgung so aufrechtzuerhalten“, sagt May-Britt Conradi, Schülke & Mayr GmbH, Manager Corporate Communications.

Etablierte Hersteller stehen auch in Krisenzeiten für Qualität

Um der gesteigerten Nachfrage nach Händedesinfektionsmitteln während der Pandemie zu begegnen, wurde Apotheken aber auch anderen pharmazeutischen und chemischen Unternehmen sowie juristischen Personen des öffentlichen Rechts zeitlich befristet erlaubt, Desinfektionsmittel ohne Zulassung herzustellen. Die Herstellungserlaubnis basiert auf der Allgemeinverfügung (AV) der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Diese umfasst veröffentlichte Rezepturen, z. B. der WHO. Für öffentliche Bereiche ist die Wirksamkeit gegenüber dem Corona Virus ausreichend und für die Bekämpfung der Pandemie sinnvoll. Das Robert Koch-Institut stufte jedoch kürzlich die WHO-Standard-Formulierungen als nicht geeignet für den Einsatz in den kritischen Bereichen von Krankenhäusern ein. In Krankenhäusern müssen Desinfektionsmittel hohen Anforderungen entsprechen. In patientennahmen Bereichen sind Desinfektionsmittel mit erhöhter Wirksamkeit erforderlich. Die im IHO organisierten Unternehmen hatten dieses Wissen bereits vor der Pandemie und haben ihre Prozesse entsprechend eingerichtet.

Umfassende und hygienisch einwandfreie Produkte können nur von Qualitätsfirmen hergestellt werden. Diese Unternehmen verfügen über umfangreiche Qualitätsmanagement-Systeme, kontrollieren ihre Produkte ständig, erfüllen höchste behördlichen Anforderungen in der Produktion und lassen die Wirksamkeit Ihrer Produkte von Prüflaboren überprüfen. Darüber hinaus stehen diese Produkte für höchste Materialanforderungen. Dass wir als Hersteller von Reinigungs-/Desinfektionsmitteln über ein umfangreiches Umweltmanagement-System verfügen ergänzt die Qualitätsstrategie.“, erklärt Bernd Stranghöner, Chemische Fabrik Dr. Weigert.

Reinigungs- und Desinfektionsmittel für die Rückkehr zum Alltag

In der aktuellen Phase der Pandemie, mit schrittweisen Lockerungen der Corona-Beschränkungen sind Hygienemaßnahmen in der Gebäudereinigung, der Lebensmittelproduktion, Großküchen und Wäschereien in den Fokus gerückt. Die umfassenden Hygienekonzepte können nur durch geeignete Desinfektions- und Reinigungsmittel umgesetzt werden. In weiten Bereichen des öffentlichen Lebens wie, z.B. in Schulen, der Industrie oder öffentlichen Einrichtungen sind die Produkte Voraussetzung dafür, den Alltag sicherer zu machen und schrittweise zu einem normalen Alltagsleben zurück zu finden.

„Hygiene ist immer ein Zusammenspiel aus wirksamen und anwenderfreundlichen Produkten und gezielten und ausgeglichenen Maßnahmen. Nicht nur ein Glied in der Kette der Desinfektionsmaßnahmen trägt zu einem sicheren Hygienekonzept bei, daher sind das Gesundheitswesen, die Lebensmittelerzeugung, Großküchenhygiene, Wäschereien und Gebäudereinigung: von der Küche über die Wäscherei und das Patientenzimmer müssen alle Infektionsketten unterbrochen werden um die Menschen zu schützen,“ erklärt Laura-Maria Rullàn Lemke, BUDICH Gruppe // KLEEN PURGATIS

Herausforderung durch dynamische Situation weiterhin gegeben

 

Herausfordernd bleibt, dass es sich bei der aktuellen Krise um eine sehr dynamische Situation handelt. So berichten einige IHO-Mitgliedsfirmen, dass einzelne Unternehmensbereiche aufgrund der Corona Pandemie maximal belastet sind, während andere Bereiche aufgrund von Schließungen (Hotels, Restaurants etc.) verringerte Geschäftstätigkeiten sahen. Die Situation ändert sich täglich. Die gesamte Situation erfordert viel Kommunikation und Abstimmungsbedarf.

“Schwierig ist es, in dieser Ausnahmesituation kurz- und mittelfristige Marktentwicklungen frühzeitig zu erkennen, um unseren Kunden möglichst bedarfsgerechte Lösungen bieten zu können. Daran arbeiten wir mit Hochdruck.“, sagt Dr. Daniel Schühle, Buzil-Werk Wagner GmbH & Co. KG, Leiter Forschung und Entwicklung. Und weiter: „Ein beispielloser Zusammenhalt unter den Mitarbeitenden in der gemeinsamen Bewältigung dieser Aufgaben hat es uns ermöglicht, Veränderungen schnell und erfolgreich umzusetzen und uns damit schnell an die neuen Gegebenheiten anzupassen“.

 

 Da die behördlichen Maßnahmen sich in den einzelnen Bundesländern unterscheiden, muss auch hierauf ein besonderes Augenmerk gelegt werden:

„Die normale Planung wurde zum großen Teil auf den Kopf gestellt. Durch die Verknappung einer Reihe von Rohstoffen musste die Produktionsplanung stetig neuen Gegebenheiten angepasst werden. Ebenso mussten und müssen die Lieferungen am aktuellen Bedarf der Länder austariert werden. Die Länder sind ja in verschiedenen Phasen der Pandemie,“ erklärt Andreas Arndt, Braun Medical AG.

 

 

Expertise im Bereich der Hygiene und Anwendung von Reinigunsmitteln gefragt

Durch neue Akteure am Markt, die zahlreichen behördlich angeordneten Hygienemaßnahmen und die generelle gesteigerte Aufmerksamkeit hinsichtlich Desinfektions- und Reinigungsmittel herrschte seitens Kunden, Behörden und Öffentlichkeit teils Verunsicherung zu Wirksamkeiten und Anwendungsbedingungen. Eine wichtige Aufgabe fällt den Unternehmen des IHO daher auch im Bereich der Beratung zu Hygiene- und Desinfektionsthemen zu:

Wir erhielten viele Fragen aus dem gesamten Spektrum der Kunden: von dem Krankenhaus über die Kita bis zum Friseursalon kamen Fragen zu Hygiene- und Desinfektionsthemen. Eine Übersicht wie die Desinfektionsmittelliste des IHO konnte hier schnell Aufschluss über das notwendige Produkt geben. Fragen zur Anwendung und zur praktischen Umsetzung wurde von unseren Experten beantwortet,“ erklärt Laura-Maria Rullàn Lemke, BUDICH Gruppe // KLEEN PURGATIS.

Hygienemassnahmen erfahren stärkere Akzeptanz

Ein positiver Aspekt in der Krisensituation ist die steigende Akzeptanz von Hygienemaßnahmen.

Dass gerade die regelmäßige Händedesinfektion so wichtig ist, war bereits vor der Pandemie bekannt, man hatte aber den Eindruck, dass dies zuweilen als lästiges Übel verdrängt wurde. Aber jetzt, wo die Frage von Leben und Tod auch stark in das öffentliche Bewusstsein gerückt ist, stellen wir eine sehr hohe Akzeptanz von Hygienemaßnahmen fest“, berichtet Andreas Arndt, B. Braun Medical AG, Leiter Produktentwicklung Infection Control, Mitglied des Fachbereichs Gesundheitswesen im IHO. „Die Corona-Pandemie hat gezeigt: Hersteller von Desinfektionsmitteln, die regional verankert und im europäischen Raum gut vernetzt sind, sind essentiell für die Versorgungssicherheit im Gesundheitswesen.“, so Arndt weiter.

Wir danken den folgenden IHO-Mitgliedsunternehmen für ihre Mitarbeit:

Braun Medical AG

BUDICH Gruppe // KLEEN PURGATIS GmbH

Buzil-Werk Wagner GmbH & Co. KG

Chemische Fabrik Dr. Weigert GmbH

Ecolab Deutschland GmbH

Schülke & Mayr GmbH

Tana-Chemie-GmbH

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